Im zweiten Teil von Raum und Zeit geht es um die Zeit, die sich durch ihre Eindimensionalität grundsätzlich vom Raum unterscheidet: Nur so lässt sich eine Ordnung, ein vorher und nachher definieren und damit auch so etwas wie Kausalität.
Dabei ist die Zeit allerdings nicht der unabänderliche Fluss, das gleichmäßige Rinnen des Sandes durch die Sanduhr. Einstein hat in seinen Relativitätstheorien gezeigt, dass sowohl der Bewegungszustand als auch Materie den Gang der Zeit beeinflussen. Was sich wie Science Fiction anhört, hat sehr konkrete Auswirkungen: Ohne die relativistischen Korrekturen an den Uhren der GPS-Satelliten wäre eine Positionsbestimmung nicht möglich.
Aber es wird noch wundersamer: In fast allen Bereichen der Physik lässt sich der Zeitpfeil umkehren oder sogar die Zeit vollständig aus den Gleichungen eliminieren. Wie kommt es dann, dass es eine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt? Der große Physiker Ludwig Boltzmann hat gezeigt, dass die Natur beim Übergang vom Mikrokosmos zum Makrokosmos immer den Zustand mit der größten Wahrscheinlichkeit anstrebt. Das ist der Zustand maximaler Unordnung. Damit werden physikalische Prozesse irreversibel .
Dazu im scheinbaren Widerspruch steht das Leben selbst. Die Evolution hat hochgradig geordnete Strukturen hervorgebracht, und in der Entwicklung jedes Einzelwesens geschieht dasselbe. Das ist nur dadurch möglich, dass geschlossene Systeme im Ungleichgewicht ständig Energie aufnehmen und in negative Unordnung umwandeln können. Leben ist also ein ständiger Kampf um Struktur und Ordnung gegen das Chaos.